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Der Verdacht auf eine Skoliose löst bei den Betroffenen häufig große Verunsicherung aus. Unser Skoliose-Spezialist Dr. Alexander Krenauer ist Ihr erster Ansprechpartner, wenn es darum geht, eine gesicherte Diagnose zu stellen und die bestmögliche Therapie zu finden. Im Skoliose-Zentrum der OCM sind Sie in den besten Händen.
Die Behandlung der idiopathischen Skoliose bei Kindern und Erwachsenen ist das „Herzensprojekt“ von Dr. med. univ. Alexander Krenauer. Bevor er 2023 zur OCM kam, war er elf Jahre in der Schön Klinik München Harlaching in der Sektionsleitung Skoliose- und Deformitätenchirurgie tätig und hat sich dort auf die Behandlung von Erkrankungen der Wirbelsäule spezialisiert. Seit mehreren Jahren ist er Mitglied der WHO-Expertengruppe im Bereich der Wirbelsäule. Er ist Co-Autor des Ratgebers "Skoliose – Verstehen & Behandeln" und hat mehrere Podcasts veröffentlicht. Zusammen mit einem Kollegen betreibt er den Instragram-Account @skolidoc mit über 10.000 Followern.
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Im Podcast beantwortet Dr. Krenauer zahlreiche Fragen von Patienten rund um die Skoliose.
Er vermittelt wichtiges Wissen und gibt Einblicke in seinen ärztlichen Alltag.
Das Skoliose etwas mit einer verkümmten Wirbelsäule zu tun hat, ist vielfach bekannt. Für Betroffene ist es aber auch wissenswert, welche Formen sich unterscheiden lassen, wie man eine Skoliose erkennt und welche Ursachen es gibt.
Als Skoliose wird eine Verformung der Wirbelsäule bezeichnet, bei der neben einer seitlichen Verkrümmung auch Wirbelkörper verdreht sind. Die sogenannte idiopathische Skoliose, die ohne erkennbare Ursache auftritt, ist die häufigste Form. Sie macht etwa 80 Prozent aller Skoliose-Fälle aus und betrifft ca. zwei bis drei Prozent aller Menschen. Das sind allein in Deutschland rund zwei Millionen Betroffene.
Anfangs bestehen bei jungen Patientinnen und Patienten durch das ungleichmäßige Wachstum der Wirbelsäule meist keine relevanten Schmerzen oder Symptome. Deshalb werden die meisten Skoliose-Fälle eher durch Zufall entdeckt. Für Patientinnen und Patienten und ihre Angehörige sind die Veränderungen zunächst nicht oder nur schwer erkennbar, denn sie vollziehen sich in der Regel über einen Zeitraum von Monaten oder Jahren. Erst wenn die Verformung der Wirbelsäule ein bestimmtes Maß überschreitet, sind die körperlichen Veränderungen von außen erkennbar.
Eine Krümmung im Bereich der Brustwirbelsäule führt oftmals zu einem Schulterschiefstand, welcher die Lotabweichung der Wirbelsäule ausgleicht. Durch den Schulterschiefstand kommt es häufig auch zu einer Asymmetrie des Trapezmuskels, der zwischen Nacken und oberem Rücken liegt.
Eine Asymmetrie der Taillen-Dreiecke entsteht durch eine Krümmung in der Lendenwirbelsäule. Während die konvexe Seite der Taille gerader verläuft, zeigt die konkave Seite eine verstärkte Ausprägung der Dreiecksform.
Ein Beckenschiefstand entsteht in der Regel durch eine funktionelle Beinlängendifferenz bei Vorliegen einer Krümmung der Lendenwirbelsäule. Seltener liegt eine strukturelle Beinlängendifferenz vor. Nicht jeder Beckenschiefstand muss oder sollte ausgeglichen werden, da sich dies ungünstig auf den Verlauf einer Skoliose auswirken kann.
Der Lendenwulst ist vor allem in der Neigung nach vorne spürbar. Verursacht wird er durch die Muskulatur, welche durch die Rotation der Wirbelkörper stärker hervortritt. Die gegenüberliegende Seite wird als Lendental bezeichnet.
Das gleiche Prinzip wie beim Lendenwulst liegt beim sogenannten „Rippenbuckel” vor. Durch die Drehung der Wirbelkörper tritt der Brustkorb mit den Rippen und der Muskulatur auf einer Körperseite deutlicher hervor als auf der anderen.
Das abstehende Schulterblatt (scapula alata) hat seinen Ursprung ebenfalls in der Verkrümmung der Brustwirbelsäule. Das Schulterblatt liegt nicht mehr vollständig am Brustkorb auf und steht ab.
Auch die schräge Kopfhaltung ist ein häufig auftretendes Merkmal einer Skoliose. Führt die Krümmung der Wirbelsäule zu einem veränderten Körperschwerpunkt, versuchen Betroffene den Kopf wieder über das Becken zu bewegen, um eine ausgeglichene Stellung zu erreichen.
Die Ursachen der Skoliose sind bis heute nicht vollständig geklärt. In der Forschung gibt es Hinweise darauf, dass genetische Faktoren das Auftreten einer Skoliose begünstigen können, und in vielen Fällen findet sich eine familiäre Häufung.
Bei der kongenitalen Skoliose liegen als Ursache Fehlbildungen bzw. Fehlsegmentierungen der Wirbelkörper vor. Bei der neuromuskulären Skoliose ist die Ursache eine muskuläre Fehlfunktion aufgrund von diversen Erkrankungen. Sind diese beiden Formen ausgeschlossen, kommt die dritte Hauptgruppe als Ausschlussdiagnose zu tragen, die idiopathische Skoliose.
Für die Entstehung einer idiopathischen Skoliose gelten rasches Größenwachstum in der Pubertät, eine spät einsetzende Pubertät und das späte Auftreten der ersten Regelblutung als mögliche Risikofaktoren. Auch eine geringe Produktion des Hormons Melatonin, das im Körper unter anderem für die Schlafregulation zuständig ist, spielt möglicherweise eine Rolle. Es ist davon auszugehen, dass mehrere Ursachen an der Entstehung einer idiopathischen Skoliose beteiligt sind. Betrachtet man die Geschlechterverteilung, so zeigt sich ab dem zehnten Lebensjahr eine deutliche Verschiebung in Richtung des weiblichen Geschlechts mit einem Verhältnis von etwa 6:1.
Die degenerativen Skoliosen entstehen aufgrund von Verschleißerscheinungen an Bewegungssegmenten der Wirbelsäule.
Für eine gesicherte Diagnose ist eine Röntgenuntersuchung der gesamten Wirbelsäule im aufrechten Stand erforderlich. Bei speziellen Fragestellungen sind in manchen Fällen weitere Untersuchungen wie Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT) notwendig. Auf der Röntgenaufnahme sollten ebenfalls die Beckenkämme sowie die Schlüsselbeine abgebildet sein.
Für die Klassifikation einer Skoliose ist es notwendig festzustellen, wo und in welcher Anzahl Krümmungen entlang der Wirbelsäule vorliegen. Diese Informationen erhält man aus der frontalen Ansicht.
Für die Bestimmung der Hauptkrümmung und der Nebenkrümmungen sind sogenannte „Bending-Aufnahmen“ notwendig. Hierfür beugt sich die Patientin oder der Patient mit dem Oberkörper nach rechts und links, um den sogenannten Cobb-Winkel zu vermessen. Bei einem Cobb-Winkel von <25 Grad sind die Krümmungen als nicht-strukturell zu werten. Die Bending-Aufnahmen bilden die Grundlage für die weitere Therapieplanung und eine realistische Prognose.
In der frontalen Ansicht werden die zwei am stärksten zueinander geneigten Wirbelkörper bestimmt und der Winkel gemessen. Dieser sogenannte Cobb-Winkel ist maßgeblich für die weitere Therapieplanung und Prognose.
Typisch für eine eine Skoliose ist die dreidimensionale Verkrümmung der Wirbelsäule. Neben der seitlichen Krümmung der Wirbelsäule sind die Wirbelkörper auch entlang der Längsachse der Wirbelsäule verdreht. Während die seitliche Krümmung durch den Cobb-Winkel beschrieben wird, ist die Skala für die Verdrehung der Wirbelkörper die sogenannte „Einteilung nach Nash & Moe”. Hierfür werden die Pedikel der Wirbel, also die Verbindungsstücke zwischen Wirbelkörper und Wirbelbogen, in der Frontalansicht nach ihrer relativen Positionierung beurteilt. Sind beide Pedikel in gleichem Abstand zur Wirbelmitte sichtbar, spricht man von Grad 0. Ist die Wirbelsäule so verdreht, dass nur noch ein Pedikel sichtbar ist und dieses sich zudem der gegenüberliegenden Seite zuneigt, ist vom stärksten Grad 4 der Verdrehung auszugehen.
Die Knochenreife und somit auch das noch bestehende Wachstumspotenzial lässt sich im Röntgenbild anhand verschiedener Parameter bestimmen. Mit der am häufigsten verwendeten Bestimmung des Risser-Zeichens wird die Verknöcherung der Beckenkammapophyse beurteilt. Die Beckenkammapophyse ist eine knöcherne Struktur im Beckenbereich. Der Beckenkamm wird in vier Zonen eingeteilt und die von lateral (von der Körpermitte abgewandt) nach medial (zur Körpermitte) zunehmende Verknöcherung der Beckenkammapophyse nummeriert. Ist die Apophyse noch nicht sichtbar, entspricht dies dem Stadium 0. Zeigt sich eine komplett angewachsene Apophyse, entspricht dies dem Stadium 5.
Je nach Ausprägung einer Skoliose kommen verschiedene Therapiemöglichkeiten in Betracht. Neben dem Alter der Person, dem Wachstumsfortschritt und dem Ausmaß der Krümmung sollten Faktoren wie die zu erwartende Therapietreue und persönliche Präferenzen der Patientin / des Patienten in die Therapieplanung mit einbezogen werden. Jede Skoliose-Therapie sollte individuell geplant werden.
Die idiopathische Skoliose sollte grundsätzlich zunächst konservativ behandelt werden. Operative Eingriffe sollten erst die letzten Mittel der Therapie sein. Die konservative Therapie besteht vor allem aus drei Komponenten: sportliche Aktivität, Physiotherapie und Korsett-Therapie.
Der positive Effekt von sportlicher Aktivität bei idiopathischer Skoliose ist mittlerweile wissenschaftlich belegt. Mehrere Studien konnten eine positive Auswirkung regelmäßig durchgeführter Pilates-Übungen sowie anderer physiotherapeutischer Behandlungen zeigen. Schmerzen werden reduziert, die skoliotischen Krümmungen stabilisiert.
In Deutschland hat sich in der Therapie der idiopathischen Skoliose vor allem die Physiotherapie nach Katharina Schroth etabliert. Während in der klassischen Physiotherapie die Muskulatur insgesamt gekräftigt wird, verfolgt die Schroth-Therapie einen anderen Ansatz. Durch bewusstes Erkennen der Fehlhaltung wird unter therapeutischer Anleitung versucht, die Krümmung aktiv zu korrigieren. Alltagsaktivitäten werden trainiert, und die korrigierte Haltung wird stabilisiert. Neben der Schroth-Therapie haben sich auch andere spezialisierte Therapieverfahren wie die Spiraldynamik etabliert. In den vorliegenden Studien zeigt sich, dass regelmäßiges Durchführen von physiotherapeutischen Übungen das Fortschreiten der Krümmung aufhalten oder zumindest deutlich verlangsamen kann.
In Kombination mit Sport und Physiotherapie ist die Korsett-Therapie ein weiterer Baustein in der nicht-operativen Behandlung. In Europa und Deutschland hat sich mittlerweile das sogenannte „Chêneau-Korsett“ etabliert, das für jeden Patienten maßgefertigt wird. Das Ziel ist, mit verschiedenen Druckpunkten eine dreidimensionale Veränderung zu erreichen, indem die Wirbelkörper gedreht und die Wirbelsäule gestreckt wird. Durch die gehaltene Korrektur und die damit verbundene Wachstumslenkung soll die Wirbelsäule dauerhaft stabilisiert und eine zunehmende Krümmung verhindert werden.
Bleibt die konservative Therapie ohne Erfolg, sollte der nächste Schritt eine operative Korrektur sein. Ziel der Operation ist eine dreidimensionale Krümmungskorrektur, die Wiederherstellung der Rumpfsymmetrie und des Schultergeradstandes, sowie eine Korrektur des Rippenbuckels und des Lendenwulstes bei möglichst kurzer Instrumentationsstrecke. Für einen operativen Eingriff stehen verschiedene dynamische und fixierende Verfahren zur Verfügung. Generell sollte eine operative Therapie erwogen werden, wenn eine raschen Zunahme der Krümmung vorliegt, wenn Schmerzen die Lebensqualität beeinträchtigen und wenn Organfunktionen eingeschränkt sind. Auch ein stark beeinträchtigtes Selbstwertgefühl kann Grund für eine Operation sein.
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